Die Geschichte der Ansichtskarten und Postkarten
Die Ursprünge der Bildpost
Wer freut sich nicht darüber, von Freunden oder Verwandten im Laufe des Jahres schicke, bunte Ansichtskarten aus dem Urlaub oder zu einem persönlichen Event geschickt zu bekommen. Noch immer werden, auch im Zeitalter von SMS, MMS und E-mail, auf diese Art Nachrichten und Glückwünsche versandt.
Doch bei aller Freude über diese bunten Karten denkt wohl kaum jemand wirklich darüber nach, wie diese geniale Idee überhaupt zu Stande kam und wer der Urvater dieser interessanten Bildpost war.
Frankreich ist das Mutterland der Ansichtskarte
Die Geschichte der ersten Postkarten, deren Erforschung man übrigens auch Philokartie nennt, begann nachweislich schon vor etwas mehr als 200 Jahren. Als erster Hersteller dieser picturesquen Kunstwerke gilt der französische Kupferstecher Desmainson, der bereits 1777 die erste "Ansichtskarte gedruckt haben soll. Anfänglich wurden zur dekorativen Gestaltung der Postkarte Künstler und Lithografen beauftragt, ihrer kreativen Phantasie freien Lauf zu lassen. In der Neuzeit stammt das Bildmaterial für diese Karten in der Regel von Fotografen oder Grafikern.
Die Postkarte war schon immer, zumindest in Punkto Versand, die kostengünstigere Variante gegenüber dem Brief und hervorragend geeignet, kurze Textnachrichten zu versenden. Da die ersten Exemplare unillustriert waren, wurden sie auch ganz einfach als „Correspondenzkarten“ bezeichnet.
Im Jahr 1840 wurde die Briefmarke in England eingeführt und kurz darauf die erste handgemalte Ansichtskarte postalisch verschickt. Diese historische Postkarte wurde im Jahre 2002 übrigens für sage und schreibe 31.750 £ versteigert. Die ersten Postkarten nannte man auch Vorläufer, sie sind verständlicherweise beliebte Sammlerobjekte. Dazu gehören auch die Ganzsachen, bei denen auf den Postkarten, die Brifmarke bereits eingedruckt wurde.
Die Verbreitung der Ansichtskarte vollzog sich in Etappen verteilt über den ganzen Globus. Die erste Karte, die im norddeutschen Postgebiete versandt wurde, wurde von dem Oldenburger Drucker Schwartz mit einer kleinen Kanonenabbildung bedruckt und mit einer Holzschnittvignette versehen nur 15 Tage nach Einführung der Correspondenzkarte nach Magdeburg verschickt. Die wohl älteste österreichisch-ungarische Postkarte brachte der Serbe Petar Manojlovic am 19. Mai 1871 von Wien aus auf den Postweg zu seinem Vetter nach Zombor. Offizieller Postkartenstart in Österreich war allerdings erst der 1. Januar 1885.
Massenproduktion begann Ende des 19. Jahrhundert
Ab den 1870er Jahren wurden nun auch private, nicht von der Post hergestellte, Ansichts- und Glückwunschkarten in verschiedenen Läden frei verkauft. Diese neue Festlegung rief bei Lithografen, Fotografen und Druckern eine eigene Geschäftsidee auf den Plan. Der Lithograf Ludwig Zrenner gilt hier als der erste Massenproduzent der neuen Motivpostkarte. Auch die Entwicklung der ersten Grußkarten gehen auf das kreative Konto Zrenners. Eines seiner ersten künstlerischen Werke war mit einer Zeichnung der Bierzelte vom Münchner Oktoberfest versehen und trug die Aufschrift: „ Gruß vom Oktoberfest“.
Doch der große Durchbruch der Postkarten ließ in Deutschland noch bis 1896 auf sich warten. Ab dieser Zeit gewannen die bunten Informations- und Nachrichtenträger Dank der damals neuen, modernen Chromolithografie außerhalb des deutschsprachigen Raums an Popularität. Dieses Verfahren erlaubte den Druck bunter statt nur schwarz/weißer Postkarten. Natürlich gab es noch weitere Gründe für den damaligen Postkarten-Boom. So sorgte Zum Beispiel der anwachsende Tourismus für eine schnell wachsende Nachfrage. Durch den Einsatz der damals hochmodernen Schnellpressen wurde die Ansichtskarte nun auch noch im Preis überaus attraktiv und expandierte damit zur Massenproduktion.
Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges gingen die meisten Postkarten fast ausschließlich mit Urlaubsgrüßen und Glückwünschen zum Geburtstag oder zum Jahreswechsel auf die Reise. Mit Beginn des Krieges verschickte man sie allerdings eher als Feldpost oder nutzte sie im Nationalsozialismus zu Propagandazwecken. Aus dieser Zeit stammen auch viele Illustrationen mit militärischen Darstellungen aus den Kriegsteilnehmerstaaten.
Ansichtskarten spielten zu Kriegszeiten eine wichtige Rolle
Militärische Motive gehörten in ganz Europa zu den beliebtesten auf Ansichtskarten im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Bandbreite der Themen war dabei sehr groß: Erinnerungen an frühere Kriege (bspw. Ansichtskarten über die antinapoleonischen Befreiungskriege von 1813-1815), propagandistische Verwertung aktueller internationaler Krisen (bspw. Ansichtskarten über den Boxer-Aufstand von 1900 und dessen Niederschlagung), harmlose Szenen aus dem Alltagsleben der Soldaten, Militärparaden, Porträts hochrangiger Offiziere oder auch militärische Gebäude, Einrichtungen und im Kriegsfall auch Stellungen. Nicht selten transportierten diese Ansichtskarten patriotische Botschaften oder auch Verunglimpfungen des politisch-militärischen Feindes, häufiger jedoch boten sie unmittelbare Einblicke in den Soldatenalltag.
Aufgrund ihrer Massenhaftigkeit, ihrer zeitspezifischen Motivik und ihrer Funktion in der Kommunikation zwischen Militär und Zivilbevölkerung bzw. zwischen Front und Heimat sind diese Ansichtskarten mittlerweile nicht nur begehrte Sammlerstücke, sondern auch für die wissenschaftliche Forschung von höchstem Interesse. Zunächst bieten sie einen einzigartigen Einblick in die Alltagswelt der Soldaten. Darüber hinaus beinhalten sie Botschaften und Motive, die zu der jeweiligen Zeit kommunizierbar waren. So lassen die Ansichtskarten Rückschlüsse auf Einstellungen, Mentalitäten und Ideologien zu. Nicht zuletzt interessieren sich Sammler und Forscher auch für die Rückseiten der Ansichtskarten: Briefmarken, Poststempel und natürlich der geschriebene Text beinhalten spannende und wertvolle Informationen.
Feldpost-Karten – Kommunikationsweg Nr. 1 für die Soldaten im Krieg
Allein während des Ersten Weltkrieges wurden etwa 28,7 Milliarden Sendungen von der Feldpost befördert. Oftmals konnten Familien und Freunde monatelang nur über Feldpost Kontakt zueinander halten, so dass diese die bedeutendste Kommunikationsmethode war. Grundsätzlich war die Feldpost portofrei. Zwar gab es militärische Zensurbehörden, die allzu kritische Feldpostkarten und -briefe beschlagnahmte oder in Teilen schwärzte, doch bei der Masse der verschickten Post, blieben die Überprüfungen stichprobenhaft. Die Inhalte dieser Karten und Briefe standen somit häufig in krassem Gegensatz zur offiziellen Propaganda, vermittelten vielmehr ein authentisches und gänzlich unromantisches Bild vom soldatischen Leben im Krieg. Häufigste Themen waren seit der zweiten Kriegshälfte der Wunsch nach einem schnellen Ende des Krieges, zum Ende hin auch deutlich kritische Stellungnahmen über militärische Vorgesetzte sowie über die politischen und militärischen Führer. Die meisten Feldpostkarten waren schlicht und ohne Aufdruck auf der Vorderseite, doch konnten auch Ansichtskarten mit der Feldpost befördert werden. Hier wandelten sich die bevorzugten Motive nach Kriegsverlauf und Kriegslage. Überwogen zunächst begeisterte patriotische Motive, kamen seit 1915 Abbildungen von Schützengräben, Stellungen und Kriegssituationen hinzu, die den Zurückgebliebenen einen Blick in den soldatischen Alltag erlaubten. Zum Kriegsende hin erschienen auch deutlich apologetische Ansichtskarten, auf denen die Friedensinitiativen des Deutschen Kaiserreichs und die Verantwortung der Alliierten für das große Sterben thematisiert wurden.
Auch während des Zweiten Weltkrieges wurden weit über 30 Milliarden Feldpostsendungen befördert – genau Zahlen liegen nur bis 1944 vor. Aufgrund des technischen Fortschritts wurden sehr viel mehr unterschiedliche Sendungen transportiert als noch zu Zeiten des Ersten Weltkrieges. Neben den Briefen und Ansichtskarten konnten dies Schallplatten (“sprechende Briefe”), private Fotografien, Zeichnungen oder Päckchen sein. Auch gab es Karten mit bereits vorformulierten Grußbotschaften, die der eilige Schreiber dann nur noch ankreuzen musste. Die Zensur war wie im Ersten Weltkrieg stichprobenartig angelegt. Jedoch wurden Verstöße – bis hin zur "Wehrkraftzersetzung“, auf die die Todesstrafe stand – schärfer geahndet. Die Motive waren wie im Ersten Weltkrieg breit gestreut und reichten von touristisch anmutenden Privataufnahmen bis hin zu politischer Propaganda. Die Inhalte der überlieferten Feldpostbriefe bieten trotz Zensur einen hervorragenden Einblick in den Soldatenalltag und in die Einstellungen der Soldaten zum Krieg. Zwar wirkte in vielen Fällen auch die “Schere im Kopf” und wurden stereotype Deutungsmuster der offiziellen Propaganda einfach wiederholt, doch hatten nicht wenige Verfasser Umgehungsstrategien gelernt, mit deren Hilfe sie die Zensur überlisten konnten.
Die Gegenwart: mehrfarbige Foto-Postkarten im Offset- und Digitaldruck
Heute, im Zeitalter des modernen Offsetdrucks, hat sich auch das Gesicht der Ansichtskarte entsprechend verändert. Mittlerweile gibt es zahlreiche verschiedene Arten der picturesquen Postkarten. Wir kennen heute beispielsweise die Topografie-Karten die, wie die Bezeichnung vermuten lässt, Abbildungen von Städten, Orten, Landschaften oder berühmten Bauwerken zeigen. Motivkarten dagegen sind mit Abbildungen von Pflanzen- und Tiermotiven oder Kunstreproduktionen versehen. Auch Künstlerpostkarten sind heute alltäglich und den Werken ganz spezieller Künstler gewidmet.
Die Postkarte hat im Laufe ihrer langen Geschichte praktisch alle bekannten Druckverfahren durchlaufen. So gab es bis 1894 die einfarbige Karte mittels Lithografie und nachfolgend bis etwa 1906 die mehrfarbige Chromolithogtafie-Karte. Zwischen dem Beginn des Ersten Weltkrieges und der Mitte der 1960er Jahre war das übliche Schwarz/Weiß-Foto der Designpate. Mit der Einführung des Colorfotos erweiterte sich auch das Postkarten-Outfit um die herrlichen, farbigen Echtfotos. Seither ist, neben nostalgischen Motiven, die Fotopostkarte der Renner auf dem Kartenmarkt. Begann man in den 1920er Jahren hier noch mit dem Licht- und Bromsilberdruck, so ist heute der moderne, vierfarbige Offsetdruck das technische Maß der Dinge. Kleinauflagen werden aus Kostengründen auch oft im Digitaldruckverfahren hergestellt.
Doch nicht nur die Herstellungstechniken haben sich grundlegend geändert. Auch das Outfit schlechthin ist professioneller und ökonomischer geworden. So hat die moderne Postkarte in der Regel eine Vorderseite als Adressseite und eine Bildrückseite. Diese Festlegung gilt für alle Arten von Ansichtskarten. Um die Herstellung der bunten und kunstvollen Informationsträger so effektiv wie möglich zu gestalten, haben sich verschiedene Druckereien und Verlage speziell auf die Postkartenherstellung verlegt. Dabei kann sogar jeder seine eigenen, ganz persönlichen Karten kreieren, seine Daten via Internet auf den Server einer Online-Druckerei laden und natürlich drucken lassen.
So sind, neben aller künstlerischen Vielfalt, auch ganz private und unique
Postkarten beliebte Versand- oder Sammlerobjekte und daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern.
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